Videospiele scheinen aktiv gegen Demenz zu helfen und sie auch präventiv zu verhindern. Das zeigt eine neue Studie der Universität Montreal!
Die Demenz ist eine verbreitete Krankheit unter älteren Menschen und tritt, je älter man wird, immer häufiger auf. Dabei wird dieses psychiatrische Syndrom in den kommenden Jahren wohl immer mehr Bürger in der Bundesrepublik betreffen. Bereits im Jahre 2009 stellte die BARMER GEK fest, dass von den Verstorbenen über 60 Jahren 47 % der Frauen und 29 % der Männer an der mehr klassifizierbaren Krankheit litten.
Begünstigt wird das Voranschreiten einer Demenz-Krankheit im Alter, da man durch das Abbauen der körperlichen Fitness sich weniger bewegt und seltener in Umgebungen begibt, was aber essentiell für das Wahrnehmungsvermögen ist. Im späteren Verlauf treten noch Apathie, Essstörungen, Angst, Wahn, Halluzinationen und mehr auf. Dies begünstigt entsprechend den schlechten Krankheitsverlauf immens.
Demenz und die davon häufigste Erscheinungsform Alzheimer sind für Forscher oft ein Rätsel, wie man den Verlauf der Krankheit begünstigen oder sogar rückgängig bekommen kann. Medikamente zeigten bisher keine wissenschaftliche Wirkung, noch bei den Patienten selbst. Viele Therapien sind eher als Präventivmaßnahme gedacht, doch helfen sie leider nicht, wenn die Demenz schon fortgeschritten ist. Aber nun konnte eine Studie aus Kanada eine positive Wirkung nachweisen, wenn man, umgangssprachlich, zockt. Also Videospiele vermehrt spielt.
Erstaunliches Ergebnis
Um die Wirkung von Videospielen auf die Demenz-Krankheit herauszufinden, haben die Forscher bei den Probanden vorerst die Masse der Grauen Substanz gemessen. Dazu kam ein Gedächtnistest. Die Graue Substanz besteht größtenteils aus Nervenzellkörpern, je mehr Graue Substanz in verschiedenen Hirnarealen, desto höher die Intelligenz. Durch Alzheimer jedoch startet ein drastischer Abbau dieser Grauen Substanz und die verschiedenen Symptome treten auf.
Die 33 Personen, die zur Universität Montreal eingeladen wurden, waren zwischen 55 und 75 Jahre alt. Keine dieser Personen hatte je mit Videospielen zu tun oder kam mit diesen direkt in Kontakt. Dann wurden die Personen in drei Gruppen unterteilt. Eine sollte 5x die Woche min. 30 Minuten Super Mario 64 spielen, eine weitere sollte Klavierspielen lernen und die letzte Gruppe bekam indes keine Aufgabe.
Das Ergebnis nach der sechsmonatigen Phase ist erstaunlich. Nicht nur, dass bei den Super-Mario Spielern die Graue Substanz zunahm, auch das Kurzzeitgedächtnis hat sich rapide Verbessert. Die Forscher mutmaßen, dass durch die Nutzung des Hippocampus im Gehirn ein positiver Effekt erzeugt wurde. Diese Gehirnregion ist zuständig für die Verarbeitung von räumlichen Informationen. Sie erstellt laut den Forschern eine innere Karte im Kopf. Eben solch eine Karte soll beim Spielen erstellt worden sein bei den Probanden.
Großes Potential
Indes konnten die beiden weiteren Gruppen ihre Graue Substanz nicht vergrößern. Die Gruppe, die das Klavierspielen erlernte, verlor keine Graue Substanz, baute aber auch keine neue an. Zwar konnte eine Gehirnregion trainiert werden, die für Bewegung und Gleichgewicht zuständig ist, dies taten die Videospieler jedoch auch. Bei der Gruppe ohne spezielle Aufgabe nahm die Graue Substanz sogar ab.
„Die gute Nachricht ist, dass wir solche Effekte wieder rückgängig machen können und das Volumen wieder erhöhen können, wenn wir etwas Neues lernen, und Spiele wie «Super Mario 64», die den Hippocampus aktivieren, scheinen hier Potenzial zu haben.“
Auch der Professor Dr. Hans Förstl von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Technischen Universität München sieht, dass es „durchaus sinnvoll sein könnte, Computerspiele einzusetzen, um auch präventiv gegen Demenz vorzugehen“.
Jedoch, so die kanadischen Forscher, müsste man speziell für Senioren 3-D Spiele entwickeln, da einige Probanden den Test abbrachen. Vermutlich liegt dies an der relativ komplizierten Steuerung bei Super Mario 64. Man müsste die Menschen mit Demenz leichter an Videospiele heranführen. Das Potential ist jedoch da.
dpa / pharma-zeitung