Das Wintergeschäft 2015 teilen sich im Genre der Shooter drei Kandidaten – Battlefront, Black Ops 3 und Rainbow Six: Siege. Ungleicher könnte ein Duell nicht sein, dennoch wagen wir den Vergleich zwischen den drei Titeln.
Im November geht es los, dann erscheinen mit Black Ops 3 und Battlefront gleich zwei der Spiele, mit denen wir uns in diesem Artikel beschäftigen. Siege zieht dann voraussichtlich am 1. Dezember nach – falls Ubisoft dieses Datum einhält. Ursprünglich sollte der Taktik-Shooter aus dem Tom Clancy Universum bereits im Oktober an den Start gehen. Aber inwieweit lassen sich diese drei so verschiedenen Shooter überhaupt miteinander vergleichen?
Black Ops 3 wird ein typisches Call of Duty. Ganz im Sinne der neueren Geschichte der CoD-Reihe wird es noch schneller, mit noch mehr luftigen Moves. Grafisch ordentlich, aber nach wie vor nicht richtungsweisend, wird vor allem das Gameplay des neuen CoDs kritisch betrachtet, nicht nur von Gegnern der Franchise, sondern besonders auch von eingefleischten Fans der Franchise. Die Steam-Bewertungen zur Open Beta sprechen Bände, das Spiel wurde von der Mehrheit der Beteiligten negativ bewertet. Großes Plus von Black Ops 3 ist zumindest auf dem Papier die Singleplayer-Kampagne, die ihr mit bis zu vier Spielern gemeinsam werdet zocken können – vorausgesetzt ihr spielt auf einem Current-Gen System. Die Last-Gen Version von Black Ops 3 muss auf die Kampagne verzichten. Inwieweit die Story des neuen CoDs überzeugen kann, wird sich noch zeigen – die beiden anderen Titel verzichten allerdings komplett auf eine Kampagne.
Das schmerzt vor allem bei Rainbow Six: Siege, das zweite Spiel, das wir dieses Jahr in einer Closed Beta anspielen konnten. Immerhin ist die Rainbow-Reihe für ihre Singleplayer mit viel taktischem Spiel bekannt. Anders als von vielen behauptet hat Ubisoft dies allerdings schon lange kommuniziert – das Fehlen der Kampagne ist zwar schmerzhaft, steht aber schon seit Monaten fest und ist denen, die sich mit dem Titel beschäftigen, schon lange bewusst.
Im PvE und PvP überzeugt Siege allerdings wie kaum ein – oder kein – anderer Shooter der jüngeren Vergangenheit. Das einzigartige Operators-System mag Anhängern der Vegas-Teile etwas abschrecken, da die vorgefertigten Charaktere keine Anpassungen der Ausrüstung erlauben, allerdings zwingt diese Neuerung die Spieler dazu, im Team zu spielen – etwas, an dem sich viele andere Shooter vergeblich versucht haben. Die dynamische Zerstörung der Maps sorgt zusätzlich dafür, dass sich keine Runde wie die andere spielt. In der Beta wurde aber auch deutlich, dass das Matchmaking von Siege ein großes Ärgernis ist, das VOIP durch Host-Migrationen mitten im Spiel ganze Runden entscheiden kann und die KI im PvE noch viel Anpassung benötigt.
Beide, Black Ops 3 und Siege, haben ähnliche Ansätze in der Charaktergestaltung – BO3 hat seine Helden, Siege die Operators. Der Unterschied aber könnte größer nicht sein – die Helden in Black Ops 3 haben teils lächerlich starke Fähigkeiten, welche den Spieler geradezu einladen, auf eigene Faust zu agieren, da zudem jeder Held beliebig oft gewählt werden kann, während die Operators in Siege das Gameplay des Einzelnen stark limitieren und auf die Gadgets seiner Kameraden abstimmt – und jeder Operator kann nur einmal pro Team gewählt werden.
Außerdem wollen beide Spiele ins Esports-Geschäft einsteigen. Vor allem bei Siege können wir uns das gut vorstellen. Allerdings dürfen Fehler wie die VOIP-Host-Migration mitten im Spiel dann nicht mehr passieren. Solche Vorkommnisse wären der Genickschuss für alle Esports-Ambitionen des Spiels.
Inzwischen konnten wir auch Star Wars: Battlefront in einer Open Beta anzocken und selten gingen die Meinungen in der Redaktion über ein Spiel so weit auseinander. Die einen feiern den Titel, die anderen sind tief enttäuscht. Wie kommt diese unterschiedliche Wahrnehmung zustande? Battlefront kommt mit viel Star Wars, stimmungsvoller Musik und überragenden Texturen daher. Auf den ersten Blick inszeniert sich das Spiel hervorragend. Für solche aber, die einen anspruchsvollen Shooter suchen, ist Battlefront absolut nichts: Selten habe ich einen arkadigeren Shooter gesehen als eben Battlefront. Es gibt keinen Rückstoß, unendlich „Munition“, das Konzept ist auf Run and Gun ausgelegt, die Respawnzeiten sind ähnlich kurz wie die von Black Ops 3. Die Spawn-Punkte sind dabei schlimmer gesetzt als in jedem Battlefield. Die fehlende Möglichkeit, über kleine Hindernisse zu klettern, sorgt dafür, dass der Spieler oft an kleinen Kanten hängen bleibt. Das Setting ist zwar hübsch umgesetzt, doch auch als eingefleischter Star Wars Fan kann mich Battlefront nicht nur durch sein Star Wars Theme überzeugen. Auch die Grafik, die auf den ersten Blick noch so wunderbar erscheint, ist mehr Blenderei: Die Texturen sind zwar atemberaubend, doch mehr als schöne Texturen bietet das Spiel am Ende auch nicht. Die Maps, die wir in der Beta spielen konnten, sind eintönig und undynamisch. Gerade, wenn man vor kurzem noch in Siege die Umgebung in Stücke gesprengt und geschossen hat, wirkt Battlefront so, als wären die Maps aufgeklebte Kulissen.
Battlefront lebt von seiner Star Wars Atmosphäre, und das macht der Titel extrem gut. Doch das Gameplay schwächelt extrem. Für viele, die sich dieses Jahr auf dieses Spiel am meisten gefreut hatten, dürfte die Enttäuschung auch die größte sein. Als reiner Multiplayer-Shooter hätte Battlefront viel anspruchsvoller sein müssen. Da es keine Kampagne gibt, geht auch ein großer Stück des Star Wars-Flairs verloren.
Rainbow Six: Siege ging als großer Außenseiter ins Rennen, könnte aber die Überraschung in der Shooter-Szene 2015 werden. Atmosphärisch hat dieses Jahr natürlich Star Wars: Battlefront die Nase vorn – Call of Duty: Black Ops 3 kann vielleicht durch seine Singleplayer-Kampagne potentielle Spieler der beiden anderen Titel für sich gewinnen. Vor allem bei Battlefront und Siege aufgestoßen ist uns das Matchmaking – eine Unart der Neuzeit. Anstatt Spieler bequem ihre eigenen Räume suchen zu lassen, muss man darauf warten, dass einen das Spiel einem Match zuweist. Das funktioniert weder bei Battlefront noch bei Siege gut – macht euch auf lange Wartezeiten gefasst, sollten die Devs das nicht bis zum Launch der Titel in den Griff bekommen.
Jeder der oben beschriebenen Shooter ist für sich einzigartig. Wirklich innovativ fanden wir allerdings nur Siege. Von Call of Duty haben wir nichts weiter erwartet, Battlefront aber muss beweisen, ob die bisher nicht spielbaren Modi mehr überzeugen können als das, was wir bisher anzocken konnten.
Welcher Shooter ist euer Favorit 2015? Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit den Spielen gemacht wie wir, oder seht ihr das alles ganz anders? Schreibt uns eure Erfahrungen und Meinungen in die Comments!