B.J. Blazkowicz is back und wir freuen uns wieder ein paar Faschisten die Nase zu brechen. Mit Wolfenstein II: The New Colossus geht das Franchise zum neunten Mal ins Rennen. Ist das Spiel genauso gut wie seine Vorgänger? Wir testen das Spiel auf Mark und Bein.
Bevor wir das Spiel auseinandernehmen, beginnen wir doch mal mit der Geschichte von Wolfenstein II: The New Colossus. Der neunte Teil knüpft an die Geschehnisse des letzten Teils The New Order an. Eigentlich sollte unser polnischer Held ins Gras gebissen haben, nachdem der Sturm von General Totenkopfs Festung erfolgreich war. Für den Sieg über General Totenkopf musste ein hoher Preis gezahlt werden. Das Ende von B.J. Blazkowicz. Doch nachdem der neue Teil angekündigt worden ist, waren wir uns sicher, dass dieser zähe Hund doch nicht so tot ist, wie geglaubt. Gut für uns Spieler, so bekommen wir erneut die Chance in die Rolle des jähzornigen Polen steigen zu können. Nachdem B.J. in Europa schon ordentlich aufgeräumt hatte, geht es diesmal nach Amerika.
Der Herr Wolfenstein ist schon in die Jahre gekommen und möchte sich endlich zur Ruhe setzen. Gemütlich mit seiner Frau und seiner bevorstehenden Familie das Leben genießen. Dass das Regime andere Pläne mit dem Polen hat, ist nicht sehr verwunderlich. In einer großen Singleplayer-Kampagne müsst ihr eure Familie beschützen und ein ganzes Land befreien. Die neue Geschichte zu Wolfenstein ist erfrischend und bringt erneute Abwechslung in das Franchise. Wolfenstein II führt euch von Manhatten über Roswell in andere Länder quer durch Amerika.
Das Spiel bringt mit der Erzfeindin Frau Engel ein altbekanntes Monster zurück. Es ist an manchen Stellen wirklich nichts für schwache Nerven, ein stabiler Magen sollte Voraussetzung sein. Die ungefähre Spielzeit liegt bei mindestens 15 Spielstunden. Abhängig davon, ob ihr euch nur für die Hauptgeschichte interessiert oder nicht. Auf abgefahrenen „Scheiß“ könnt ihr euch definitiv einstellen.
Ein neuer Blazkowicz
Unser bekannter Protagonist zeigt neue emotionale Züge. Er ist auf einmal verletzlich und hat Ängste. Ängste über seine Vergangenheit, über die Gegenwart und der Zukunft. Er beschäftigt sich mit dem Tod und präsentiert uns zum ersten Mal einen sehr nachdenklichen Blazkowicz. Doch täuscht euch nicht, denn geht es um Regime Anhänger, dann kennt er keine Gnade. Der blutige Kreuzzug hat erst begonnen und Terror Billy liebt sein Anti-Faschisten Hobby weiterhin. Neben der sehr bekannten Spielmechaniken, die sich zwischen Stealth und ordentlicher Ballerei präsentiert, gibt es ein paar neue Gadgets für uns Spieler.
Unser Protagonist bekommt eine Collection von Waffen. Anstatt wie in den letzten Teilen den Gegner ein Lächeln mit dem Kampfmesser zu schnitzen, kann das Kriegsbeil Hatchet ein bisschen mehr. Neben dem Entfernen von Gliedmaßen und Leben, kann das Hatchet geworfen werden, um lautlose Kills zu ergattern. Als weitere Waffen, die schon immer eine gewisse Ähnlichkeit zu den alten Titeln besitzen, stellen wir euch das Laserkraftwerk und Dieselkraftwerk vor. Das Laserkraftwerk feuert einen Laserstrahl, der die Gegner in Nichts pulverisiert. Das Dieselkraftwerk feuert Dieselbomben, die entweder gleich oder per Knopfdruck explodieren.
Weitere Waffen sind eine Kampfpistole, eine Pistole, ein Schockhammer X und einige mehr. Das Besondere an diesem Teil ist der Verbesserungsbereich. Hier kommt etwas frischer Wind ins Setting. Anstatt die alternative Waffenoptionen (wie in den Vorgängern) im Spiel zu finden oder im Verlauf freizuschalten, könnt ihr nun selbst entscheiden, was aufgerüstet werden soll und was nicht. Im Spiel findet ihr Verbesserungs-Kits, mit denen ihr in der Werkstatt eure persönlichen Waffen verbessern könnt. Euch stehen ein paar Möglichkeiten zu Verfügung, entscheiden tut ihr aber selbst.
Auch B.J. Blazkowicz erhält ein paar Upgrades. Doch hier müsst ihr euch zwischen drei verschiedenen Körperupgrades entscheiden. Da diese das Spielgeschehen nicht drastisch verändern, sondern eher aufpäppeln, gehen wir nicht direkter darauf ein. Das dürft ihr selber herausfinden, doch diese Gadgets tauchen erst nach zirka acht Stunden Spielzeit auf. Eine altbekanntes Gadget sind die „Vorteile“. Schon in den Vorgängern musste man spezielle Kills erlangen, um Vorteile wie zum Beispiel mehr Health zu erhalten. Das ist nichts Neues, aber etwas anders als in den Vorgängern. Damals war es beispielsweise nur einmal erforderlich 20 Kommandanten Kills zu erhalten, um erhöhten Schaden zu bekommen. In TNC kann man bis zu fünf Mal seine Fähigkeit verstärken. Dies bedeutet aber auch, dass der Spieler für das volle Fähigkeitsupgrade mehr machen muss.
Wolfenstein II: The New Colossus spielt sich flüssig. Lauf-, Spring-, Kampfanimationen reagieren stabil und zeigen keine Bugs während der Testphase. Die K.I,. getestet auf sehr schwer, leidet nicht unbedingt am Stormtrooper Syndrom, sondern versucht den Spieler ordentlich auf die Nerven zu gehen. Gefundene Leichen machen die Soldaten aufmerksam und führen dazu nach dem Mörder zu suchen. Sinnlose, ins Schussfeld rennende, Soldaten sind nur bedingt zu erleben. Auffällig waren aber Giltchsoldaten, die zufällig mal verschwunden und wo anders aufgetaucht sind. Neben normalen und gängigen Missionen, kann der Spieler auch etwas „idiotischere Missionen“ erfüllen, dazu gehören zum Beispiel „Füttere das Schwein“. Sind aber nur Nebenmissionen, weshalb der Spieler hier selbst entscheiden darf, ob er es unbedingt machen möchte.
Die Atmosphäre stimmt ein
Die Soundkulisse ist brechend stark. Es gibt akzentreiche Musik zu speziellen Situationen. Begibt sich der Spieler an einen Ort bei dem die Kugeln sprechen, dann begleitet einem stimmungsvolle Rockmusik beim Schlachtfest. Soll es aber düster und grusliger werden, dann begleitet einem auch hier ein passender Track. Eine optimale Mischung aus Ruhe, Spannung und Action wurde geschaffen. Die deutsche Synchronisation ist einwandfrei und passt zum Spielerlebnis. Einziges Problem ist eine Verschiebung der Tonspur, die teilweise sehr asynchron zu den Lippen ist. Dies passiert bedauerlicherweise Ingame sowie in den Cut-Szenen.
Das Level Design ist abwechslungsreich und kreativ. Neben einem postapokalyptischen Manhattan oder einem feuchtfröhlichen amerikanischen Vorort bietet Wolfenstein II: The New Colossus wirklich viel. Der Levelaufbau ist grundsätzlich linear, dennoch bekommt man nicht das Gefühl in einem linearen Spiel zu sein, da weitläufige Spielwelten existieren, die dem Spieler viele Möglichkeiten anbieten von A nach B zu kommen. Durch die Kriegskarte wird der lineare Strang um ein weiteres langgezogen. Die minimalen und mittleren Systemanforderungen schränken die Grafikpracht schon ein, doch lässt sich das Spiel optimal und genauso gut auf mittleren Leistungen spielen. Der Spielspaß hängt definitiv nicht von der Grafik ab.
Das Hauptquartier ist ein U-Boot. Gekapert in The New Order ist es jetzt nun die Hauptbasis von B.J. und seinen Helfern und bietet vielerlei Dinge an. Neben kleinen teilweise etwas lächerlichen Quests, könnt ihr fröhlich im U-Boot stöbern, da es auch groß genug ist, um die ein oder andere Minute darin zu verbringen. Weitere interessante Extrainformationen zum U-Boot könnt ihr dem Enigma-Code oder Wolfenstein 3D Artikel entnehmen.
Fazit
In der heutigen Spielerwelt werden Spiele immer wieder zu hastig produziert oder mit zu wenig Liebe entworfen. Dies trifft bei Wolfenstein II: The New Colossus überhaupt nicht zu. Schon die Vorgänger haben eine absolute Steilvorlage eingelegt und der neue Teil hält das Niveau. Nein, er topt sogar die Vorgänger. Trotz des reinen Singleplayers wird dem Spiel so viel Abwechslung geboten, dass ein Multiplayer hier deplatziert wäre. Mit über 15 Stunden Spielspaß und drei Stunden an Cutszenen wird ein Shooter angeboten, der seinem Preis gerecht wird. Gameplay, Grafik und Sound sind stimmig eingesetzt und bieten neben den altbekannten Seiten auch frischen Wind mit sich. Wer sich auf eine sehr skurrile und surreale Welt in der Mitte der sechziger Jahre einlassen möchte und sich einem Steampunk ähnlichen Setting erfreut, der ist mit Wolfenstein II richtig bedient.