Tom Clancy’s Rainbow Six: Siege beansprucht für sich, der neue Platzhirsch auf dem Markt zu werden, wenn es um taktische und team-basierte Shooter geht. Wir haben die Closed Beta jetzt mehr als eine Woche testen und uns ein erstes Bild zum neuen Shooter von Ubisoft machen können.
Die Closed Beta von Rainbow Six: Siege ist gerade erst wieder um vier Tage verlängert worden und wie viele andere zocken wir noch immer fleißig. Ubisoft setzt den Fokus der Entwicklung von Siege auf die Zusammenarbeit mit der Community, dementsprechend füllen sich Forum und Subreddit mit Posts von – nicht immer begeisterten – Spielern. Auch wir haben uns gründlich mit der Closed Beta beschäftigt und wollen euch unsere ersten Eindrücke natürlich nicht vorenthalten.
Das Projekt Rainbow Six: Siege läuft nun schon eine ganze Weile, immer wieder verschwand der Shooter in der Versenkung, bis dann Anfang diesen Jahres die Öffentlichkeitsarbeit von Ubisoft rund um den Titel richtig Fahrt aufnahm. Seit der Alpha im Frühjahr hat sich einiges am Spiel getan – die Entwickler nehmen sich das Feedback der Spieler extrem zu herzen. Dementsprechend positiv fallen die meisten Eindrücke vom Spiel aus – Siege hält, was Ubisoft verspricht: Es ist ein taktischer Close-Quarters-Shooter, in dem ihr ohne gute Kommunikation im Team schnell absauft. Teams, die strategisch clever vorgehen und dabei viel miteinander reden sind im neuen Rainbow Six klar im Vorteil.
Gerade auch in Anbetracht dieser Ausrichtung ist das Matchmaking des Spiels seine größte Schwäche. Nicht nur, dass die Server abartig schlecht sind, die Spieler vergeblich nach Partien suchen lassen oder abschmieren, auch das System an sich ist von vorne bis hinten unstimmig. Nicht selten kommt es vor, dass wenn ihr mit 4 gegen 3 oder sogar 2 spielt, ein nachrückender Spieler tatsächlich in das 4er Team gesteckt wird. Ein Shooter wie Siege, der dazu noch auf dedizierten Servern läuft, sollte einen Serverbrowser anbieten, sodass Spieler ihre Matches selber aussuchen und einstellen können. Hier wartet noch viel Arbeit auf Ubisoft.
Gesetzt den Fall ihr schafft es in ein Spiel und habt ein einigermaßen kommunikatives Team, zeigt Siege seine ganze Stärke. Das Spiel macht einfach nur süchtig. Vorbei die Zeiten, in denen ihr wie dumm vorpreschen und euer Magazin auf gegnerische Spieler entladen konntet, weil ihr nach jedem virtuellen Ableben wieder neu spawnt. In Rainbow Six: Siege gehen die Spieler vorsichtiger, bedachter vor – oder scheitern. Die leicht unbalancierten Schildträger, die viele zur Verzweiflung bringen, fordern neue Taktiken von den Verteidigern – ein Kill ist bei diesen übermächtigen Gegnern um so befriedigender. Als Angreifer wiederum macht es unglaublich Spaß, in der Lage zu sein, den Gegner von allen Seiten überraschen zu können. Die ausgeprägten Zerstörungsmöglichkeiten tragen ihr übriges dazu bei, die Spielerfahrung von Siege so unwahrscheinlich befriedigend zu gestalten.
Neben dem PvP-Modus gibt es in Siege auch noch den altbekannten Terrorist Hunt PvE-Spielmodus. In drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden müsst ihr hier gegen zahlreiche Terroristen antreten – im Team oder allein. Unsere Eindrücke von diesem Modus sind allerdings zwiegespalten: Auf der einen Seite ist er eine gute Abwechslung zum PvP, bietet vor allem auf der höchsten Schwierigkeitsstufe eine große Herausforderung und Zeitvertreib. Auf der anderen Seite ist er uns noch nicht abwechslungsreich genug – zum Beispiel die Art, in der höhere Schwierigkeit erreicht wird. Höherer Schwierigkeitsgrad heißt einfach, dass mehr Terroristen auf der Map und gleichzeitig deren Waffen stärker sind. Das ist nicht nur unauthentisch, sondern auch langweilig. Für einen langfristigen Anreiz, Terrorist Hunt zu spielen, erhoffen wir uns von Ubisoft, dass sie viel mehr Variation in den Modus bringen. Die Möglichkeiten dafür sind gegeben: Klügere Gegner, mehr Aufgaben, die der Spieler erfüllen muss, verschiedene Waffentypen (um den höheren Schaden zu rechtfertigen) usw. Setzen die Entwickler einige dieser Ideen um, dann kann auch der PvE-Modus ein voller Erfolg werden. Andernfalls glauben wir, dass wir uns schnell vom PvE nur noch dem PvP zuwenden werden.
Dort ist, trotz des limitierten Contents – in der Beta haben wir nicht alle Maps, Modi, Operators und Waffen zur Verfügung – jede Runde anders als die vorherige und Langeweile kommt nicht auf. Lediglich die Zeiten zwischen den einzelnen Runden, mit ihren Scoreboards und haste nicht gesehen sind deutlich zu lang. Was uns auch sehr missfallen hat ist die Tatsache, dass wir ein Match verlassen müssen, um unsere Waffen anzupassen – das war im Gamescom Build, den wir gespielt haben, noch anders, und wird hoffentlich wieder geändert. Allgemein sind wir unzufrieden mit den für ein Rainbow Six Spiel sehr beschränkten Anpassungsmöglichkeiten. Gerade die Rekrutenklasse, die nur einen Standardskin und keine speziellen Gadgets hat, würden wir gerne mehr verändern können. Auch bei der Auswahl der Waffenaufsätze wünschen wir uns viel mehr Möglickeiten – wie etwa verschiedene Schulterstützen, Handgriffe und viel mehr Camos. Hoffentlich rüstet Ubisoft hier noch deutlich nach.
Alles in allem merkt man Rainbow Six: Siege an, dass es sich noch in der Beta befindet. Die Entscheidung, den Release-Termin des Spiels zu verschieben, war mehr als richtig. Nichts desto trotz ist Siege sehr stimmig – und der beste Shooter, den wir seit langem gespielt haben. Zum Abschluss haben wir nochmal kurz einige Meinungen aus der Redaktion zum Spiel zusammengetragen:
Nach dem Freischaltdurcheinander kommt der geneigte Spieler durchaus auf seine Kosten. Kleine Fehler sind hoffentlich der Beta zuzuschreiben, ansonsten macht das Spiel, was es machen soll: Spaß! Selbst der „Lone Wolf“-Modus ist ungemein spannend und bei entsprechender Lautstärke kommt immens viel Spannung auf. Mehr Maps, konsequentes Weiterentwickeln und Rainbow Six Siege hat sogar die Power, einen Platzhirschen wie Counter Strike vom eSports-Thron zu stoßen! Unbedingte Kaufempfehlung von mir!
In meinen Augen erfüllt Rainbow Six: Siege bisher die Erwartungen, die ich an den Taktik-Shooter gestellt hab. Ein paar wenige Probleme, wie das Abbrechen der Verbindung mit den Ubisoft-Servern oder das ständige Verlassen des Squads, wenn man die Suche nach einem Spiel abbricht stört den Spielfluss etwas. Alles in allem kann sich Siege aber durchaus zum Shooter des Jahres entwickeln. Bisher aber schon ein super Spiel.
Rainbow Six: Siege macht Laune. Ich verfolge den Titel schon seit seiner Ankündigung, habe die Höhen und Tiefen in der Entwicklungsphase beobachtet. Das Produkt, wie wir es jetzt haben, ist zwar um einige Features ärmer, als was uns damals auf der E3 2014 gezeigt wurde – nichts desto trotz bleibt sich Siege seiner Ausrichtung treu. Ubisoft hat schon oft viel versprochen, und viele von uns waren skeptisch, als sie von einem taktischen und team-basierten Shooter hörten. Aber es stimmt: Nur im Team und mit gelungener Absprache seid ihr in Siege erfolgreich. Das bereitet viel Spaß in Runden, in denen es funktioniert, ist aber genauso frustrierend in Runden, in denen euere Teamkollegen nicht mit euch reden und ihr Ding alleine durchziehen. Ich werde mir das Spiel definitiv kaufen – Siege ist jetzt schon mein Titel 2015.
In der Redaktion stimmen wir in einem Punkt überein: Rainbow Six: Siege hat das Zeug dazu, ein ganz großer Shooter zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, liegt aber noch ein weiter Weg vor den Entwicklern – auch und vielleicht vor allem nach dem Release des Titels. Sollte das Spiel Ubisoft-typisch nur sehr kurz mit Updates und DLCs versorgt werden, dann wird Siege auch ebensoschnell an Fanbase verlieren. Angesichts der Tatsache aber, dass Ubisoft das Spiel gerne in der eSport-Szene etablieren möchte, kann sich der Entwickler eine derartige stiefmütterliche Behandlung bei diesem Spiel nicht leisten. Shooter in der eSport-Szene zeichnen sich vor allem auch durch langjährigen Support durch die Entwickler aus. Der Platzhirsch Counter Strike: Global Offensive zum Beispiel hat gerade erst vor wenigen Wochen ein Update erhalten, und das viele Jahre nach dem Erscheinen des Spiels. Hoffentlich hält es Ubisoft mit dem Shooter genauso – das Potential ist auf jedenfall vorhanden.
Was haltet ihr vom neuen Tom Clancy Shooter? Konnte euch das Spiel in der Beta überzeugen oder ist es nicht eure Art von Shooter? Gibt es vielleicht Aspekte wie das Matchmaking, die euch von einem Kauf abhalten würden? Schreibt es uns in die Comments!